Die Geschichte
von Werner Kohnen
5. die Lehre

Meinen Einstieg in das Berufsleben
hatte ich als Kind eigentlich schon komplett erfüllt, weil ich Jahre einen 5,5 ha Bauernhof meiner Großeltern durchgehend mit allen Tätigkeiten bewirtschaftete, so dass nach meinem Abgang meine Großeltern alles verkaufen mussten.
Die Arbeiten fingen morgens an, in 12 – 14 Minuten 4 Kühe melken, dann versorgen mit Heu und Strohunterlage, 33 Hühner füttern, die 6 – 7 Schweine und die 4 – 5 Schafe erledigte mein Opa.
Nach Schulschluss um 13 Uhr, sollte ich kein Fußball gespielt haben, ging ich hinter den Pflug, pflanzte oder erntete. Wie oft ich da meinen Rücken gebogen habe, peinigt meinen Körper sehr. Aber ich bin jetzt sehr alt und habe keinen Bandscheibenvorfall.
Zwischendurch wurde Kleinholz gehackt, Torfbrand reingeholt, habe selbst mit meiner Mutter hinter dem Hof Torf gestochen (Wer kennt das noch?), Soden abstechen, Weißtorf in die untere Kuhle werfen, mit Sticken die Gerade ziehen und stechen, dann die Torfstücke entsprechend der Breite mit dem Stick absetzen und dann mit Loren zum Trocknen weggesetzt, die später dann aufgehäuft wurden zu Torfpyramiden in 2er – Formation.
Nicht so schön war dann, dass im frühen Winter die Rüben mit der Hand gezogen wurden, die kleinen Finger waren eisig!
Im Winter wurden die Binsen und Großgrashalme abgesengt durch partielle Brandrodung. Das Land wurde gedüngt zu seiner Zeit mit Thomasmehl (Hüttenrückstand) und Kali aus dem Bückeburger Raum usw..
Da ich unbedingt mal ein großes Schiff besitzen wollte, war ich gezwungen, eine Lehre in der Schiffahrt aufzunehmen. Somit erhielt ich einen Einstieg bei meinen Eltern durch eine Lehranzeige bei der Niederrheinischen Handelskammer. 3 Monate später im Alter von 15 Jahren konnte ich dann einen regulären Lehrvertrag unterzeichnen der Firma Vogelsang & Schönefeld.
Versteht sich von selbst, dass meine Mutter mich bitterlich weinend ziehen ließ. Diese Lehre erledigte ich in Rekordzeit von 2 Jahren und war auf einmal Bootsmann. Das war es noch nicht. Da ich sah, dass meine ehemaligen Schulkollegen schon viel weiter waren als ich, machte ich schnell noch den Autoführerschein bei der Deula Landwirtschaftsschule in Freren, wo ich dann gleich an Melkmaschinen und Mähdrescher nebenbei ausgebildet wurde. Hernach ließ ich es mir kurzfristig gutgehen bei meinen Großeltern und arbeitete bei der Firma Schomburg aus Oldenburg an einer Dampframme.
Wer mal an so einem Ding gestanden hat
der weiß, dass ich abends schlimmer aussah als in meinen Kindertagen spielend im Kohlehaufen an Bord.
Ich hatte nur die Lehrzeit ausgenutzt, um anzumustern beim Norddeutschen Lloyd und bekam eine Stelle auf dem Vessel „Oster-Till“ als Leichtmatrose. Ich sollte dort auf der Seeschiffahrtsschule in Travemünde meine Kapitänslaufbahn beginnen, als mein Vater mich zurückholte, da er das Schiff „Gerda-Eva“ von der Elbe gekauft hatte. Somit war die Anwesenheit meiner Person mehr als erwünscht und ich trug zum elterlichen Gelingen bei, 2 Schiffe über Wasser zu halten.
In dieser Zeit beantragte ich meine ersten Schiffahrtspatente und kaufte 1969 das Schiff „Werner-Gisela“ von meinen Eltern für viel Geld ab, hatte es aber nach 2 Jahren schuldenfrei gefahren und in der Zeit einen Dieselmotor MWM TRHS-348-AU von der Leeraner Heringsfischerei „Großer Kurfürst“ gekauft und mit 22.000 DM bar bezahlt.
Wenn sich einer erinnert, dass es möglich war, in 2 Jahren einen Betrieb schuldenfrei zu fahren und Geld übrig zu haben, der kann gar nicht ermessen, was das bedeutet.
Rheinpatent
Inzwischen bemühte ich mich um das Rheinpatent mit seinen Nebenflüssen (siehe Main, Neckar, Mosel), das ich dann auch mit 23 Jahren erwarb. Zu dieser Zeit hatte ich den Schleppkahn „WT AG 117″ gekauft und umgebaut zum Motorschiff. Ich lernte mit dem Schiff nicht nur besondere Konstruktionen und Erneuerungen, sondern auch spezielle Fahrgebiete zu erreichen: Wien, Nancy auf der Mosel, die Thonne in Belgien usw. Desweiteren habe ich mir die Radarfahrt angelernt durch mein Decca-Radar 217, mit dem ich bei 10 -20 m Sicht Schleusen passieren konnte.
Meine Fertigkeiten gingen so weit, dass ich es geschafft habe, während der Talfahrt auf dem Niederrhein an der Grenzstation Emmerich das Schiff 1 Stunde und 10 Minuten rückwärts fahrend gegen den Strom positionsmäßig gleichbleibend, ohne einBugstrahlruder zu haben, konstant in Fahrt zu halten, während die Schiffe an der Backbord-seite zu Berg und Tal fuhren und die Spidoboote Einklarierung nach den Niederlanden mit der Übersetzung der jeweiligen deutschen und niederländischen Zollboote von statten ging. das hatte zum Vorteil eine enorme Zeit Einsparung weil ich nicht zu Berg wenden mußte, Ankern, wieder Anker hieven, an an der liegende Vorbeifahren um wieder zu Tal Umkehren also wenden.
Mein Schiff „Hünenkönig“ hatte ich nach 8 Jahren schuldenfrei und baute es dann durch eine hypermoderne Vorderwohnung, neuen Schiffsboden, Bugstrahlruder, neue Bongossi-Strauhölzer, Dennebaum-Erhöhung mit Selektions-Aluminiumluken etc. modern Style um.
Abitur und Selbständigkeit
1981 entschloss ich mich, nach 1 Jahr In-sich-Gehen, zur Lehre das Abitur nachzumachen. Dies erledigte ich durch die Z-Prüfung an der Uni Oldenburg.
Nach dieser Lehre begann ich, mich selbstständig zu machen in Sachen Ökonomie und lernte, einen Betrieb aufzubauen. Das fing an mit Maklerei, speziell der Harzer Splittwerke und Kiesverträge vom Oberrhein zu hiesigen Großbauunternehmen. Im Wesentlichen auch durch Union Baustoffhandel aus Emden.
Nebenher gründete ich ein Motoren-Vertriebsunternehmen, das mich so in die Pflicht nahm, dass ich den Maklerberuf ad acta legte. Ich konzentrierte mich im Wesentlichen hernach auf den Verkauf von Schiffsmotoren und lernte, viele Vertriebssektoren und Vertriebsmöglichkeiten aufzudecken und zu entwickeln. Unter anderem öffnete ich einen Schiffsgetriebeverkauf für den Weltmarkt an, der sich trotz einer hohen Zahl an Verkäufen wirtschaftlich nicht rechnete, weil die Getriebemarke nicht stimmte, der Typ falsch war, die Reduktion nicht stimmte, die Achsversetzung nicht passte, die Außenmaße differierten usw. Und daraus kann man erkennen, wie defizil es ist, eine Sache anzubieten und zu verkaufen, die kein Statussymbol wie ein Haus oder ein Machtsymbol wie ein Auto ist.
Nebenbei habe ich sehr viele Studien betrieben, die mit Natur und Technik zu tun haben. In den danach zurückliegenden Zeiten habe ich eine Unmenge an Lehrgängen, Fortbildungen, Seminaren, an Zeugnissen und Diplomen erhalten, die diesen Rahmen sprengen. Insgesamt heißt das, es gab keinen Tag, an dem es nichts zu lernen gab, weil der Verkauf, der einmal per Handschlag in der Schiffahrtbesiegelt wurde oder per Telefonat abgesprochen war, hatte im industriellen, wirtschaftlichen Sinn gar keine Bedeutung.
Ich musste lernen, dass eine Absprache, eine Abmachung oder ein zugesagter Vertrag in jeder Form keine Verbindlichkeit haben muss. Ich nehme nur ein Beispiel: Ich bekam von einem sehr reichen Geschäftsmann einen Verrechnungsscheck für eine gelieferte Ware. So wie diese Ware im Zoll-Ausland war, wurde der Scheck gesperrt. Nach Klage entschied das ObeNerwaltungsgericht in Lüneburg, ein Scheck ist kein Zahlungsmittel, sondern nur ein Zahlungs versprechen. Die Herren Vorsitzenden dachten gar nicht daran, dass meine Ware bezahlt werden muss. Kommentar zur Juristerei erspart sich hiermit! Zu guter Letzt kann man alleine hieraus erkennen, was man alles zu lernen hat und wenn man dann noch kann, sehr glücklich sein kann, um danke dem Herrn der Welt zu sagen.
Nach Misserfolgen und Schicksalsschlägen lernte ich, weltweit Beziehungen zu knüpfen, wovon ich immer noch profitiere. In der Zeit bis dato habe ich sehr, sehr viele Studien betrieben, die darauf hinauslaufen, dass sie etwas mit Natur und Technik zu tun haben.
Es wird kaum einen Tag geben, in dem es in dieser schönen Welt nicht etwas Neues zu lernen gibt.

Streckenlehre

Zugeführte Energie

Druck und Lenksystem