Die Saga

Vorfahren
Die Ahnen der Familie Kohnen
stammen aus dem Raum Stavern – Klein Berßen. Zum räumlichen Hintergrundverständnis: der Raum im südlichen Hümmling war nach Norden hin zugewaldet aus der letzten Eiszeit her bis zum Mittelalter. Belege ergeben sich aus den geschichtlichen Zusammenhängen des Falsterwaldes, der sich von Fehmarn als Bergrücken seinerzeit bis nach Bourtanger Moor hinzog. Die Besiedlung dürfte sich durch die Normannen und Wikinger mit den Westfalen und vormals Franken vermischt haben. In dem Raum lebten die Chaemae-Haemae auch übersetzt aus dem griechischen Sprachverständnis die Kennen oder Chennen-Hennen als auch Chünnen-Hünnen, die als Nachbarn die Chatten-Hunen hatten. Diese zwei Volksgruppen hatten wiederum Handel und Wandel mit den Frisii – später Friesen.
Alles im sogenannten Hunaland,
vielleicht auch der Sage entsprechend mit den Hünen. Zurückliegend lässt sich die Familie Kohnen bis zum 14. Jahrhundert zurückverfolgen, wo sich in diesem Bruch-, Brach- und Baumbewaldeten Land einzelne kleine Lebensräume eröffneten. Meistens lebten die Familien an einem kleinen Fluss, die in dieser Region Rade heißen, die alle in die Hase und die Ems münden.





M/S „Werner-Gisela“ Winter 1962 im Hafen von Börgermoor
Geburt
Der Verfasser
Der Verfasser wurde auf einem kleinen Berg in Lathen / Ems am 16.Dezember 1947 geboren. Zu der Zeit war dort ein Krankenhaus eingerichtet. Getauft in der St. Vitus Kirche in Lathen / Ems. Meine Eltern Thekla und Bernhard Kohnen lagen mit ihrem kleinen, gemieteten Schiff M/S “Apollo” an der Ems bei den Hartsteinwerken in Fresenburg. Es soll nicht vergessen werden, dass es zu dieser Zeit einen historischen Winter gab mit einer enormen Not an Beschaffung von Lebensmitteln. Zudem die Verantwortung der Eltern gegenüber dem Kriegsgeschehen und dessen Bewältigung.
Zum Beleg musste mein Vater
für meine Geburt zur Entbindung für meine Mutter zum Krankenhaus eine Fuhre Torf, ein Kilo Kandis, 500 g Tee und 20 Reichsmark bezahlen. Zum Verständnis: Mein Vater verdiente nach den Kriegswirren mit dem Schiff M/S “Apollo” und den Schiffen danach Geld durch Frachttransporte auf den westdeutschen Kanälen Ems, Weser, Aller, Wümme und Leda.
Der Transport war auf dem angemieteten Schiff M/S “Angela” der Familie Brand aus Papenburg, das mein Vater gemietet hatte und lag mit schwerem Eisgang vor den Hartstein-Werken in Fresenburg bei Lathen.
Kindheit
Wie kam ich zur Ausrichtung zur Schiffahrt und deren Ansaugwirkung auf mein Leben?
Bevor ich zur Welt kam, muss ich meinen Wissensbereich mit meinem Großvater Ollig Kohnen, einer der Söhne von „Sandollig von Kruizleye“ aus Börgerwald, deren Vorfahren aus Stavern, Nordhümmling stammen, beginnen. Verheiratet mit Columbina, geborene Voskuhl, deren Vorfahren aus lhringsfehn, Ostfriesland kamen.
Meine Großeltern
kauften irgendwann das Haus am Küstenkanal Nr.1. Mein Opa war groß geworden auf dem Dampfer „Kaiser Wilhelm III“ und hatte den Frankreich-Feldzug aus dem 1.Weltkrieg weit hinter sich gelassen. Das Einzige, woran ich mich noch erinnern kann, war ein riesengroßes Gewehr mit Lanze, das ewig im Keller stand. Mein Opa brachte es mit der Zeit auf 3 Tjalken, um den Torf, der in Börgermoor und Dörpen unweit des Küstenkanals gegraben wurde, mit den Schiffen nach Ostfriesland zu bringen, in den dortigen Ems-Sielen einfahrend zu den damals sehr reichen Polderbauern, um den gestochenen Torf als Brennware zu verkaufen.
Die Schiffe wurden mit Pferd und Wagen als Gespann gelöscht und der Torf wurde vom Schiff mit dem Gespann (Pferd und Wagen) abgeholt und dann zu den Bauernhöfen gebracht. Die Damen auf dem Bauernhof wurden mit Tee und Kandis hofiert, wo es gegenseitig dafür Schinken und Speck gab.
Nach dem Löschen wurden die Schiffe auf den Emsbänken abgesetzt, um bei Niedrigwasser im Akkord Schlick aufzuladen, der dann fahrend und treidelnd auf die Landflächen zurückgebracht und aufgetragen wurde (was für eine mühselige Arbeit!). Ich selbst kann heute noch Spuren dieser Tätigkeit durch Schilfbewuchs auf Moorlandschaft erkennen. Auf einem dieser Schiffe von meinem Opa fuhr mein Vater, der sich irgendwann selbstständig machte und ein eigenes Schiff kaufte.
Nach dem Krieg,
von dem mein Vater zu Fuß von Saloniki nach Hause nach Börgermoor zurückkehrte, begann er mit der Anmietung des Motorschiffes „Apollo“ des Eigentümers Brand aus Papenburg.
Irgendwann gelang es meinem Vater, ein eigenes Schiff aus Hamburg zu kaufen. Durch den Makler Kluth aus Hamburg, diese Maklerfamilie gibt es heute noch immer, erhielt mein Vater eine Hamburger Schute mit Namen M/S „Christel“. Das Schiff hatte ca. 90 t und wurde nach 1-2 Jahren wieder verkauft, um ein größeres Schiff zu erwerben und zwar M/S „Emsland“, einen Finow-Maas-Kahn, 41 m lang, 5, 10 m breit, 1,50 m tief und 204 t, mit einem 4-Zylinder Linke-Hoffmann-Motor mit 60 PS.
Meine Mutter auf der MS Emsland – Finow Maas-Kahn, 41 x 5,1m
Dieses Schiff erwirtschaftete ein unvorstellbares Vermögen an. Es konnte zu seiner Zeit 1953-59 zu den Werken in Nordhorn (Nino, Rawe und Povel Webereien, die zu der Zeit ca. 21.000 Beschäftigte hatten) Fettkohle, Eierkohle und verschiedene Nusskohle-Sorten etc. transportieren. Ferner konnte mein Vater die Aller anfahren, wo er sich sehr gut auskannte. Zu seiner Zeit lagen noch viele Schleusen und Brücken in Schutt und Asche.
Ich erinnere mich, dass die Frachten zu der Zeit ca. 1.500 – 2.000 DM erwirtschafteten pro Ladung. Das war nach dem Krieg eine nicht vorstellbare Menge an Geld bzw. auch an Kapital.
Diese Fahrten wurden bereedert durch die Firmen Büttner, Haniel, Stinnes. Die Frachten wurden im Wesentlichen geladen an den Zechen wie „Unser Fritz“, „König Ludwig“, „Hibernia“ und „Fürst Bismarck“ und der Zeche „Prosper“.
1959 war es dann so weit, dass mein Vater einen Schleppkahn kaufen konnte von Hugo Stinnes persönlich aus Mühlheim. Dies war ein Main-Schleppkahn mit 43 m Länge, 6, 10 m Breite und 1,70 Tiefgang. Dieses Schiff wurde noch 1 Jahr als Schleppkahn benutzt, zu der Zeit war die Schleppschiffahrt noch sehr aktiv.
1959 kaufte mein Vater durch den Schiffsmakler Kluth aus Hamburg einen 6-Zylinder Dieselmotor MWM RHS 230 S aus einem Fischlogger. Dieser Motor war bestimmt für den Schleppkahn M/S „Werner-Gisela“ meines Vaters, wozu das Schiff umgebaut wurde. Dies geschah auf den Schiffswerften in Groningen und Foxhol des Werftbesitzers Hicken.
Hier möchte ich noch betonen, dass meine Eltern die ersten Schiffseigentümer waren, die im nordholländischen Raum nach dem Krieg ein Schiff umbauen ließen. Das Schiff wurde umgebaut vom Schleppkahn zum Motorschiff, es bekam im Wesentlichen einen Maschinenraum im hinteren Teil, ein angebautes Tunnelstück für die Schiffsschraube, eine neue Roof, ein neues Lukendach, das verschalkt werden konnte als Zweiraumschiff und Ausbau der vorderen Wohnung mit einem absenkbaren Bugruder, und insgesamt wurde das ganze Schiff um 50 cm erhöht, so dass es einen Tiefgang von 2,30 m hatte und besaß dadurch eine Tonnage von 408 t.
Dieses Schiff fuhr mein Vater bis 1968, wurde bereedert durch die Brenntag (Zweigfirma Hugo Stinnes) und fuhr im Wesentlichen durch ein eigenes Staupatent meines Vaters Koks der Sorten 1, 2, 3 und 4 sowie Brechkoks, genannt Blumenkohl, von den vorgenannten Zechen zu den Häfen Hannover-Linden, Hannover Nord, Hannover-Brink, Misburg, Peine und Salzgitter sowie Braunschweig zur Versorgung der amerikanischen Baracken. Auf den Rückreisen wurde meistens nach Säuberung der Laderäume Getreide zu den Großmühlen nach Münster, Hamm, Dortmund, Duisburg und Köln zurückgebracht. Dies war zur Versorgung der Menschen sehr nötig. Hinzu kamen auch manchmal die Kunstdüngerfrachten, im Wesentlichen Kali, die damit einhergingen.
Hiermit kommen wir zu mir selber.
Ich, Werner Kohnen, bin geboren auf einem kleinen Berg in Lathen / Ems am 16.12.1947. Dort war seiner Zeit ein Krankenhaus. Getauft in der St. Vitus-Kirche in Lathen. Meine Eltern Thekla und Bernhard Kohnen lagen mit ihrem gemieteten Schiff M/S „Apollo“ bei den Hartsteinwerken in Fresenburg, vor dem Eingang des alten Emsarms. Hierbei soll nicht vergessen werden, es war zu dieser historischen Winterzeit eine enorme Not an Beschaffung von Lebensmitteln. Das hieß mein Vater musste für den Transport zu meiner Geburt ins Krankenhaus für das Taxi 1 Fuhre Torf liefern, 1 kg Kandis, 500 g Tee und 200 Reichsmark bezahlen. Man kann sich vorstellen, was für Not geherrscht hat, damit der Taxifahrer zu diesem Ansinnen kam. Es war zu der Zeit auch schwerer Eisgang auf der Ems.
Ich selber bin auf der M/S „Christel“, „Emsland“ und „Werner-Gisela“ in Ferienzeiten groß geworden. In der Zeit, als meine Schwester zur Welt kommen sollte, mietete mein Vater von der Firma Niemer aus Meppen einen Kunstdüngerschuppen in Rühler-Twist an. Dort verbrachte ich meine sehr glückliche und wunderschöne Kindheit. Das Spiel mit den Nachbarskindern war eine Wohltat fürs ganze Leben. Dieses Provisorium war ein so ruhiger Zufluchtsort, da viele Verwandte und Bekannte uns besuchten.
Mein Vater kam öfter mit dem Schiff zu der Zeit an den Nord-Süd-Kanal, der von Nordhorn bis Rütenbrock führte, mit Kali von Hannover, was die Bauern so dringend brauchten. Zu der Zeit gab es aus Not die Schmuggelwirtschaft an der holländischen Grenze, worauf ich hier im Einzelnen nicht näher eingehen möchte, aber der ein oder andere konnte aus der Zeit der ein oder anderen Story freien Lauf lassen. Da dies ein Provisorium war, holte uns mein Opa Ollig Kohnen aus Surwold, Börgermoor am Küstenkanal 1 zum damaligen Stammsitz der Familie Kohnen zu sich in die oberen Stockwerke des Hauses.
In den folgenden Jahren verblieb ich bei meinen Großeltern, da meine Mutter als Matrose und Steuermann mit auf dem Schiff meines Vaters Geld verdienen musste. (Ein ganz großes Thema: Frauen nach den Kriegswirren) Dies ging nicht nur mir so, sondern auch meinem Onkel Ulrich Kohnen mit dem Schiff „Erna-Luisa“ mit 130 t Tragkraft, ein Original Hamburger Binnenklipper und Onkel Heinrich mit einer Original holländischen Tjalk (104 t) M/S Edelweiß.
Bei meinen Großeltern
bewirtschaftete ich durch deren Alter zusehends immer mehr den ganzen Bauernhof. Dieser bestand aus ca. 5 ha, 3-Felder-Wirtschaft, das heißt ich hatte 4 Kühe, 4-6 Schweine, 3-4 Heidschnucken, 33 Hühner und ein Panje-Pferd zu versorgen. Die 4 Kühe gaben morgens und abends ca. 6-8 Liter Milch, die ich in 12-14 Minuten melken konnte und nicht nur das. Heißt Torf reinholen, Holz kleinhacken, niedersächsischen Kreuzgarten bearbeiten, hinterm Pferd pflügen, Heu einholen, Berge von Kartoffeln und Steckrüben mit Hand pflanzen und einsammeln, sowie Rüben ziehen.
Nebenbei ging die Schule einher. Das ging so weit, dass ich in der 3. Schulklasse nicht versetzt werden sollte, d.h. nach heutiger Schulnorm käme ich in die Sonderschule.
Dagegen wusste meine Mutter Rat und kaufte mir Bücher, die zu der Zeit keiner bei uns im Dorf besaß. Das ging bei mir dann soweit, dass ich in der 5. Schuljahrklasse durch besondere Qualitäten Klassenstunden in Rechnen und Erdkunde geben durfte. Dies dürfte einigen meiner Mitschüler in Erinnerung geblieben sein. Ich möchte heute im Nachhinein sagen, ich habe mich immer riesig gefreut, wenn Ferien waren. Ich durfte mit dem Fahrrad von Börgermoor nach Papenburg zum Bahnhof fahren, fuhr dann alleine ab dem 7. Lebensjahr mit dem Zug zu meinen Eltern nach Hannover, Münster oder ins Ruhrgebiet, wo mich mein Vater oder meine Mutter vom Bahnhof abholte und ich die glücklichsten Tage meines Lebens bei meinen Eltern auf dem Schiff verbringen durfte. Die Rückfahrt zu meinen Großeltern war demzufolge nicht so schön. Die Hauptschule leistete ich bis zu 8 ½ Jahre ab. Da meine jüngere Schwester Anita (geboren am 19.12.1962 in Anmarsch war, verließ ich die Hauptschule und meldete mich in dem Land Nordrhein-Westfalen in der Ortschaft Bevergern bei der Familie Thörner an. In dem Jahr (1963) war in Niedersachsen das 9. Schuljahr eingeführt und in Nordrhein-Westfalen galt noch das achte Schuljahr. Nicht vergessen möchte ich in der Schulzeit, dass ich für mein Leben gern Fußball gespielt habe und hatte die Fußballspieler-Ausweis Nummer 25254 bei Raspo Börgermoor gehabt. Desweiteren hat mir das Eislaufen sehr viel Spaß bereitet in allen Variationen. Ich begann daraufhin auf dem elterlichen Schiff M/S „Werner-Gisela“ durch eine Lehranzeige meinen Berufsstart, hinüber zur Firma Vogelsang & Schönefeld, die groß geworden sind wie Kohleimporteur Meensen aus Nordenham und Heisterbeck aus Hamburg durch Kohleimport aus den USA, eingeleitet durch Herrn Bundeskanzler Konrad Adenauer zur Rettung der Bundesrepublik Deutschland durch den Grünen Marschall-Plan.
Die Lehre
Die Lehrausbildung
fand 1963 bis 1965 bei der Firma Vogelsang und Schönefeld aus Hamburg mit Zweig-Niederlassung in Homberg, Niederrhein statt. Zu dieser Zeit fuhren noch 3 Dampfschlepper auf dem Rhein, die nacheinander „eingemottet“ wurden. Die Lehre erledigte ich in Rekordzeit von zwei Jahren mit Sonderprüfung und dementsprechendem Bootsmannsschein. Meine erste Schifferschule (Blockunterricht) legte ich in der Binnenschifferberufsschule Haren / Ems ab. Den Bootsmannsbrief legte ich am 07.Mai 1965 vor der Industrie- und Handelskammer Duisburg / Wesel mit vorherigem Besuch der Binnenschifferberufsschule Homberg am Niederrhein ab. Danach fing ich beim Norddeutschen Lloyd als Leichtmatrose auf dem MV „Oster Till“ an.
Die Schiffahrtsausrichtung
1967 kaufte mein Vater ein größeres Motorschiff, die M/S “Börgermoor”, ex. “Gerda-Eva” von der Elbe und somit holte mein Vater mich von der Offizierslehre zurück auf das Binnenschiff M/S “Werner-Gisela”, das ich 1969 von meinen Eltern für 35.000,00 DM kaufte. Es war zu seiner Zeit nicht preiswert. Zwei Jahre später, 1971, hatte ich das Schiff schuldenfrei und hatte einen 1.000 PS Dieselmotor MWM TRHS-348-AU gekauft aus dem Forschungsfischdampfer “Justizrat Klaasen” von der Leeraner Heringsfischerei. Das gab mir die Möglichkeit, ein großes Schiff zu erwerben, durch die Bank ADCA in Bremen. Somit kaufte ich den Schleppkahn S/K-WTAG-117. Der Vertrag wurde in Dortmund bei der Westfälischen Transport Aktiengesellschaft unterschrieben für 110.000,00 DM. Der Schleppkahn flettete Fischmehl lagernd von Brake (Firma Jan Müller und Karl Gross) nach Bremen zur Firma Kurt A. Becher. Beim Kauf musste ich berücksichtigen, dass mir einzelne Holzluken in den Laderaum fielen und ich im Laderaum auf die Straudielen von einem Loch ins nächste springen konnte. Das Schiff wurde zur Blauen Donau geschleppt, zur Werft Schulte + Müller und wurde dort zum modernen Großmotorschiff 1971 umgebaut (Europa Typ 1 – Johann Welker).
In dieser Zeit hatte ich meine große Liebe gefunden, die Leni, und zwar im Schwesterschüler-Internat Kloster St. Michael Stift in Ahlen-Westfalen kennengelernt. Sie stammte aus dem Hause der Familie Lübbers. Ihre Eltern besaßen das Motorschiff M/S “Stadt Weener”.
An ihrem Geburtstag, den 14.September 1971, heirateten wir. Das Motorschiff bekam den Namen M/S “Hünenkönig”.
Der Probelauf geschah im Oktober auf der Außenems. Das Schiff hatte viele Startschwierigkeiten, die ich mit der Zeit auszubügeln hatte. Meine große Liebe, die Leni, ist dann daraufhin 4 Jahre mit mir zusammen auf dem Schiff gefahren und 1972 kam meine Tochter Helena (die Fünfte) zur Welt.
Die Selbstständigkeit wurde begleitet durch die Sondergenehmigung vom Regierungsrat in Düsseldorf, dass ich seit dem 21. Lebensjahr ausbilden durfte. Somit zog ich mir eine selbst ausgebildete Besatzung heran.
Lebensbruch
Im Jahre 1975 geschah für mich persönlich das erste fürchterliche Ereignis. Da ich katholisch erzogen war, möchte ich mich nur soweit einlassen, dass ich hier niederschreibe, dass ich meine damalige Liebe, die Leni, 14 Tage vor ihrem Tod zu meinen Schwiegereltern nach Hause geschickt habe, um einen Führerschein zu machen und einen Hausbau in Angriff zu nehmen.
Heiligabend 1975 hatten wir Ladeschwierigkeiten im Hafen Rotterdam, so dass durch Seilbruch des Ladekrans im Seehafen die Ladetermine nicht eingehalten werden konnten und ich mich somit erst sehr spät auf den Weg machen konnte, um mit meiner Frau, der Leni, und den Schwiegereltern in Weener / Ems Weihnachten zu feiern.
Meine Frau holte mich nachts um 24:00 Uhr mit meiner Schwägerin in Winschoten ab. Wie immer war sie sehr impulsiv und euphorisch. Und da ich todmüde war, weil ich 2 Tage und Nächte durchgearbeitet habe, habe ich zu ihr den folgenschweren Satz gesagt: “ Leni, wir haben noch so viel Zeit.” Aber in Wirklichkeit hatten wir gar keine Zeit!
Für mich gilt bis heute, dass ich meine Leni an jedem Tag vermisse und meine Schwägerin nie vergesse. Ich selbst habe fast ein Jahr im Kreiskrankenhaus in Leer verbracht und habe das Laufen wieder gelernt, trotz der Aussagen der Ärzte. Ich konnte zwei Jahre später wieder Fußball spielen, somit danke ich dem Arzt Dr. Dieter Müller aus Hesel und dem Krankenhauspersonal, die mir mein späteres Leben ermöglichten und ich ihnen viel mehr danken müsste als möglich ist.
Das Schiff, die M/S “Hünenkönig”, wurde von meinen Eltern und Schwiegereltern in Duisburg gelöscht und dann in Papenburg / Eisenbahndock verbracht für ein Jahr. Als ich wieder fähig war zu agieren, habe ich die Fahrt aufgenommen mit sprichwörtlich viel Erfolg. Ich habe jedes Jahr an dem Schiff “Hünenkönig” geschliffen und gefeilt. Ich konnte jeweils 100.000 DM investieren. Das war 1977 ein neues Lukendach, 1978 wurde der Motor ersetzt durch die gleiche Maschine aus dem Motorschlepper “Rheinland”. Diese Maschine war durch Empfehlung von der Firma SMS, Herr Dieter Maas, eine “Wucht”. Ich konnte mir der Maschine die Liberty-Schiffe des französischen CNFR mit Leichtigkeit überholen, so dass es eine wahre Pracht war. Was für ein Quantensprung! Dahinter steht die Hauptmaschine MWM, der Typ TRHS 348 AU und das Schulische gepaart mit dem Erfahrungswissen, wo hole ich das entsprechende Wasser für die Schiffsschraube, die 20 Kubikmeter per Minute ansaugt, um ein Höchstmaß an Geschwindigkeit bei Beladung herauszuholen. Man kann dies nicht besser beschreiben. Ferner habe ich dem Schiff die DECCA-Radaranlage vom Rijkswaterstaat der Niederlande eingebaut.
1979 erhielt es Seitentrümmerwände auf 1,500 mm Höhe und durchgehende Verstärkung in den Bodengängen. Nicht vergessen möchte ich, dass ich jedes Jahr 10 bis 15 m beidseitig den Kimgang Verdoppelung herausgeschnitten und durch 10 mm Platten erneuert habe. Ich habe nie Eisenplattendoppelung aufgezogen, was Mode war, sondern ausgeschnitten und erneuert.
Zudem 1979 bekam das Schiff eine Bugstrahl-Ruderanlage der Firma Bosch aus Groningen, NL mit 250 PS DAF Antrieb. Die Bugstrahl-Anlage war so ausgelegt, dass man es vom Steuerhaus elektrisch bedienen konnte, so dass man es auf 360° drehen kann und eingezogen Steuerbord und Backbord seitlich drücken und abgesenkt auf jeden Punkt auf 360 ° stellen kann. Was für eine geniale Entwicklung. Seit der Zeit kann ein jeder mehr oder weniger Anfänger ein Schiff fahren, wohin er es durch Bestimmung haben will.
1980 baute ich dem Schiff bei der St. Barbara Werft in Maasmechelan, Belgien, einen neuen Schiffsboden ein mit Kostenpunkt von 100.000,00 DM. Desweiteren eine hypermoderne Vorderroofwohnung für die Zeit, Kostenpunkt 115.000,00 DM. Dies konnte ich mir leisten, da ich das Schiff 1978 schuldenfrei hatte durch intensiven Fleiß.
1981 machte ich nebenbei Abitur mit 33 Jahren.
1982 verkaufte ich die M/S “Hünenkönig” an die Familie Busch aus Hassmersheim am Neckar auf der Werft Braun in Speyer. Dies dürfte für mich der zweite Lebensbruch gewesen sein. Es tat mir sehr weh, mein Schiff zu verlassen. Für diese Lebensentscheidung, das Schiff zu verlassen, braucht ich zuvor über ein Jahr.
Die Selbstständigkeit
Die Selbstständigkeit ging einher mit meiner ersten Firmengründung, die geschah am 05.10.1978 als die Werner Kohnen GmbH. Betrieb eines Binnenschiffes und eines Baustoffhandels. Diesen Betrieb führte ich später weiter mit Schiffbefrachtung und Dieselmotorenhandel, was ich heute noch betreibe. In dieser Zeit um 1984 erlebte ich durch diverse Verkäufe einen wirtschaftlichen Ruin von ca. 400.000,00 DM. Die Umstände, die dazu führten, waren:
a) die BILD-Zeitung zu lesen (Wenn eine Firma zu gierig wird)
b) durch die moderne Vernichtung einer größeren Firma über eine kleine Gesellschaft einherging als Zeitgeist
c) durch das moderne Justizversagen in Sachen Technik
1988 ließ ich mir den Titel des Sachverständigen beleihen in Bezug als Schiffsexperte, besonders in Sachen Dieselmotoren und Schiffsgetriebeanlagen.
Die neue Ausrichtung
Desweiteren erlebte ich meinen vierten Lebensbruch 2001, indem bei mir die Werkhalle in Bockhorst, Am Hafen 6, vernichtend abgebrannt war, was schlimmer aussah als “the day after”. Die Ursache dürfte gewesen sein, dass ich 15 Marine Dieselmotoren nach Nordkorea an die dortige Navy verkauft habe. Die waren ordnungsgemäß angemeldet in Eschborn. So dass beim Brand gerade diese Maschinen fast unter den Bodenbeton flüssig gekrochen waren. Ich möchte noch betonen und nicht vergessen, dass der BND in dieser Sache in irgendeiner Rolle involviert gewesen war. Denn nicht jeder bekommt einfach so Besuch von vier Herren in weißen Kragen vom BND, die alles dokumentieren.
Danach habe ich alles wieder aufgebaut und die Werkhalle ist schöner denn je. Und der Erfolg stellte sich auch wieder ein. Meine Firma handelt inzwischen mit Dieselmotoren, Stromerzeugungsaggregaten und Powerpacks im realen Sinn weltweit als kleine, etablierte Firma mit einem großen, weit gespannten Bekanntheitsgrad.
Vereinsgründung
1992 gründete ich den Verein “Traktorfreunde Idafehn”. Dieser wurde 1995 umbenannt in “Frisian Oldtimer Club e.V.” in Anlehnung an unsere friesische Heimat (siehe Internetzugang www.frisian-oldtimer.de).
Die Vereinsgründung ging im Wesentlichen darauf zurück:
a) In der Tatsache, dass ich mir viel Zeit für meine Kinder genommen habe mit der dazugehörigen Liebe und Strenge, mit dem Hinweisen für einen geraden Weg
b) Um idealerweise für die Kinder Ziele zu setzen
Die Familie
1982 ging ich wie jedes Jahr zum Schifferball nach Ostrhauderfehn, Gaststätte Bilker. Dort lernte ich meine zweite Liebe kennen, die Gretelinde Gerdes, verwitwet mit den Kindern Yvonne und Andreas (seinerzeit 5 und 2 Jahre alt) von ihrem Mann Helmut Gerdes, der bei einer Gasstrecken-Reparatur in Berlin durch ein Leck einer Abdichtung Stadtgas eingeatmet hat, das zum spät nachfolgenden Tod führte. Ein Jahr später kam unser gemeinsamer Sohn Hans auf die Welt. Ich möchte nicht vergessen zu betonen, dass dies ein sehr wichtiger aussschlaggebender Punkt war, einst mein Schiff zu verlassen (zweiter Lebensbruch), um noch weitere Kinder zu bekommen. denn ich hatte herausgefunden, dass das Leben im Wesentlichen aus Zeugung besteht. Das heißt das Aufwachsen, das Aufblühen, die Vermehrung, die Glorie und dann das Sehnen an einem Lebensabend nach einem anderen Leben hinter den Wellen am Horizont.
Dies dürfte für jeden Menschen Gültigkeit haben. Alle meine Kinder haben mir eine sehr große Freude im Leben bereitet. Meine Gretelinde, mit der ich nie verheiratet war, zog mit mir durch dick und dünn, mehr schlecht als recht. Was für eine Lady! Einfach great! Für ihre Leistung habe ich ihr nach 25 Jahren einen Titelsong geschrieben “Song for Frisian Lady” (siehe YouTube).
Der Führerschein
Ein wichtiger Punkt im Leben eines Menschen ist der Führerschein. Meinen ersten Führerschein erwarb ich am 22.06.1966 und war ausgeschrieben für Klassen 1, 2, 3 + 4, ausgehändigt von Dr. Behnes, Landkreis Aschendorf-Hümmling. Meine Klasse 2 musste ich einmal nachholen. Ich habe den Führerschein bei der DEULA-Landtechnik Ausbildungsschule in Freren, Landkreis Lingen gemacht. Es wurde so gründlich gelernt, dass ich ein Leben lang Respekt für andere Straßenbenutzer habe, obwohl nie ein guter Fahrer, hoffe viele Menschen mögen mir meine Fehler verzeihen.
Status Quo
Zur Zeit betreibe ich eine gut situierte und fest in sich geschlossene Firma mit wirklich sehr guten internationalen Verbindungen (siehe Homepage www.werner-kohnen.de).
Aussichten
Ich selber bereite mich noch auf eine Werktätigkeit von ein paar Jahren vor und möchte die bestmöglichen Erlöse bei geringen Kosten und Effizienz erzielen. Das heißt auch Stärkung meiner Söhne Andreas und Hans Gerdes im gesellschaftlich und gütermäßigen Gebilde. Dies auch zu weiterem Heranziehen der privaten Philosophie des immerwährenden Kreislaufs – “Input / Output”(Ökonomie).
Danken möchte ich im Nachhinein allen meinen Wegbegleitern, die mir positiv entgegengekommen sind und behandelt haben. Dies gilt insbesondere der Familie Kohnen, der Familie Lübbers, der Familie Gerdes und insbesondere meinen Eltern, Bernhard und Thekla Kohnen, die mich in die Selbstständigkeit hineingeführt haben. Ferner großen Dank verspüre ich durch die Gnade des Herren, ein äußerst gesundes Leben zu haben.
Desweiteren möchte ich sagen, sollte mich der “Herr” abholen, so werde ich mit einem Lächeln DANK sagen von dieser Welt, egal wann dies sein wird. Denn das ist ein großes Thema: Loslassen. Denn Loslassen von Bequemlichkeit, von Hab und Gut, Loslassen von der Familie, wie schwer fällt das.
Dies auch für die Philosophen: Denn ich habe immer nach einer wilden Rose in einer sanften Umgebung gesucht mit der Frage: Werde ich geliebt, auch dann noch, wenn man nicht mehr ist?
Ob ich sie finden werde im jetzigen Leben, oder in der Seele danach; dem Hauch der Moleküle. Ich werde es spüren, und sagen Ade, es war schön und nun lass es noch schöner werden. Tack so mycket.
„Det är vackrast när den Skimmer all den …“ nach Pär Lagerkvist